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Ein kleines Interview mit Ute

Ute…


...was zeichnet Dich bzw. Deine Persönlichkeit besonders aus?

Ich liebe die Arbeit in einem Team. Im gemeinsamen Austausch mit anderen kommen mir leichter und bessere Ideen als alleine. Ich bin kreativ, künstlerisch, strukturiert und chaotisch gleichzeitig, kann aber auch konzeptionell denken und habe keine Angst vor organisatorischem Aufwand und großen Projekten.
Improvisieren macht mir Freude, auf der Bühne wie im Leben. Ich gestalte gerne, liebe Gartenarbeit und das Leben auf dem Land.


...was bedeutet für Dich Kunst?

Kunst ist für mich immer auch Lebenskunst. Für mich entsteht Kunst im Austausch, in der Begegnung und Auseinandersetzung – nicht für mich alleine im stillen Kämmerlein. Aber da sind die Menschen einfach sehr unterschiedlich.
Künstlerisches Arbeiten geht für mich vom Individuellen aus (enthält Gefühl von meinem Gefühl) und ist dennoch keine Nabelschau, da sie nach dem allgemein Teilbaren (Mitteilbarem) im Individuellen sucht….


...wodurch wurde Deine Leidenschaft für künstlerische Ausdrucksformen entfacht?

Ich habe schon als Kind und Jugendliche sehr gerne Theater gespielt, habe Stücke entworfen und vor Publikum (das war dann immer die Familie) aufgeführt. Etwas zu entwickeln und dann zu zeigen oder zu teilen, macht mir große Freude – auch heute noch. Das habe ich wohl von meiner Oma ‚geerbt‘.


Das Experimentelle Animations- und Clownstheater („act“-Theater) hat mich wesentlich geprägt. Diese Improvisationstheaterform, die ich bei der Theaterpädagogin Annette Fried und dem Theaterpädagogen Joachim (Jogi) Keller (Akademie Reuschberg in Schöllkrippen bei Aschaffenburg) kennengelernt habe und in der ich ausgebildet bin, ist immer noch die Basis, auf der ich arbeite – mit allen Modifikationen durch die berufliche Hinwendung zur inklusiven Kunst.


Das Maskenspiel habe ich während meines Praktikums im Blaumeier-Atelier in Bremen kennengelernt, und es hat mich sogleich fasziniert, zumal es auch das gestalterische Moment beinhaltet. Mehr aber noch hat mich das inklusive künstlerische Arbeiten bei Blaumeier in seinen Bann gezogen. Diese Energie, diese Kreativität und so viel Lebensfreude – das war in dieser Form neu für mich und überwältigend.


...welche künstlerischen Ausdrucksformen begeistern Dich ggf. am meisten und warum?

Maskenspiel und Maskenbauen finde ich toll, weil das Spielerische und das Gestalterische zusammenkommen.
Theaterstücke oder -szenen aus Improvisationen zu entwickeln finde ich super. Jede*r kann das Eigene dabei einbringen, es ist lustig, nimmt alle mit, es kann wild oder leise sein – alles ist möglich und alles erlaubt. Diese Erlaubnis ist großartig, findet man sonst nicht so im Alltag.


Und was ich auch klasse finde, ist, wenn meine beiden Leidenschaften (Garten bzw. draußen in der Natur sein oder ggf. öffentlicher Raum) und Theater/ Maske bzw. Performance im weitesten Sinne (kann auch gerne die experimentelle Musik sein) zusammenkommen. Deshalb inszeniere ich gerne draußen – tatsächlich lieber als für die Bühne….


...was begeistert Dich besonders am Blauschimmel Atelier?

Mich begeistert, dass so viele künstlerisch interessierte Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten zusammenkommen und sich für gemeinsames kreatives Schaffen zusammentun. Damit meine ich sowohl das Team als auch unsere Teilnehmenden. Gemeinsam schaffen wir mehr und Abgefahreneres, als wenn wir das alle einzeln oder alleine täten. Und wir hätten bei weitem nicht so viel Freude dabei. Das fand ich von Anfang an einfach großartig. Blauschimmel war (und ist) trotz allem Stress und Druck (wie es ja lange Zeit auch war) eine unglaubliche Spielwiese der kreativen Möglichkeiten, Ideen gemeinsam mit anderen zu verwirklichen – und damit auch sich selbst zu verwirklichen…. Und das in einer ganz besonderen und einzigartigen Weise: nämlich inklusiv.
Und ich arbeite sehr gerne im Team. Viel lieber als alleine.


Wir haben einen tollen Ort geschaffen, zu dem die Menschen gerne kommen – und ich auch. Er ist einladend und es ist schön, dort zu sein.


…was ist aus Deiner Sicht das besondere Potenzial der Angebote des Blauschimmel Ateliers?

Wir sprechen die Menschen in ihrem kreativen Potenzial an. Alle Menschen können kommen, die künstlerisch interessiert sind. Wir versuchen die Projekte und Angebote so zu konzipieren und zu gestalten, dass wir viele unterschiedliche Menschen erreichen können. Wir sind explizit offen für alle.


Wir haben mittlerweile sehr viele unterschiedliche Angebote für alle möglichen Interessenlagen, Altersstufen und künstlerischen Möglichkeiten. Das finde ich gut. Da haben wir uns sehr entwickelt. Menschen finden bei uns professionelle Bedingungen vor, können sich ausprobieren, haben die Chance in Produktionen und bei öffentlichen Auftritten, Konzerten oder Ausstellungen mitzuwirken, die professionell durchgeführt werden. Alles unter Anleitung von Profis. Das muss man erstmal finden!


Und nicht zuletzt: es gibt nicht viele Orte, an denen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen so selbstverständlich zusammenkommen und zusammenarbeiten wie bei Blauschimmel.


...was verbindet Dich und Deine Persönlichkeit bzw. Deine Lebensphilosophie mit der Leitidee des Blauschimmel Ateliers?

Tja... das ist für mich sehr schwer zu beantworten, weil ich von Anfang an dabei war/ bin.
Ich kann gar nicht sagen, dass wir eine explizit formulierte Leitidee hatten, auf der wir gearbeitet hätten. Wir haben einfach gearbeitet und die Idee des ‚inklusiven gemeinsamen Kulturschaffens‘ gelebt und ins Handeln bzw. die Tat umgesetzt. In Form von Theaterstücken, Bandauftritten, Ausstellungen und so weiter...gemeinsam mit allen, die dabei waren. Also weniger theorie- oder konzeptgeleitet als handlungsorientiert. Wir wollten öffentlich präsent sein, einen tollen künstlerischen Prozess erleben, eine supergute Show abliefern, gemeinsam mit allen, die dabei waren und alle mitnehmen nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten. Damit sich alle idealgerecht verwirklicht und repräsentiert fühlen. Das ist uns wichtig. Das stärkt das Selbstvertrauen und erweitert die eigenen Möglichkeiten. Und es geht immer um Begegnung von Mensch zu Mensch, egal wie jemand da ist. Ich glaube, das ist im Wesentlichen bis heute so geblieben….


Insofern trifft das auf meine Lebensphilosophie, in der es auch um das Erweitern, um Wachstum und Grenzen erweitern geht durch kreativen Selbstausdruck, Ausloten von Spielräumen und Wachstum und Erkenntnis durch Begegnung und Austausch auf der Basis von gegenseitigem Wohlwollen.


...gibt es ein besonderes Zitat, das Dich geprägt hat?

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer.“
- Antoine de Saint-Exupéry -


→ Dieses Zitat hing von Anfang an an der Toilettentür im alten Atelier ... und ich fand das immer besonders schön und treffend für das, was wir dort getan und geschaffen haben.